Über Diamanten

Diamanten sind die Könige der Edelsteine, so wie Gold das Metall der Könige ist. Diese Form von modifiziertem Kohlenstoff entstand vor Jahrmillionen im Erdmantel durch Druck und hohe Temperaturen. Der kristallisierte Kohlenstoff ist in besonders reiner Form am begehrtesten: Die 4 C bezeichnen diese Eigenschaften für Diamanten, die für Schmuck verwendet werden.

Damen Ohrstecker 14K Weissgold Solitär Diamant ca. 0.44ct Ohrringe mit Solitaire Diamanten
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Die 4 C sind diese Eigenschaften des Diamanten:

Clarity:

Die Reinheit des Steins wird auch heute noch für die Graduierung mit der traditionellen 10-fach Lupe, achromatische und aplanatische Linse, festgestellt. Die Reinheit wird beeinflusst durch die Umstände, in denen der Diamant entstand: Sind kleine Unreinheiten erkennbar, handelt es sich um Einlagerungen während des Wachstums des Steines, genauso alt, wie der Stein selbst. Die Verteilung der Unreinheiten lassen sich bei der Begutachtung festhalten in einer kleinen Skizze, die häufig in den offiziellen Diamant-Zertifikaten der großen Institute mit abgebildet ist. Die Erstellung folgt den genauen Grundsätzen, auf die sich die Industrie geeinigt hat und ermöglicht, wie einen Fingerabdruck, einen Stein wiederzuerkennen, wenn er denn Einschlüsse hat. Die begehrten lupenreinen Steine sind so natürlich nicht zu identifizieren.

Carat:

Das Gewicht des Steines wurde früher anhand der Samen eines im Mittelmeer-Raum und Afrika beheimateten Baumes beurteilt. Der Johannisbrotbaum liefert sehr gleichförmige, kleine Samen, die sich als Gegengewicht auf den feinen Waagen seit der Antike eigneten. Heutzutage wird das Carat für Edelsteine in metrische Maße umgerechnet und als 0,2 Gramm berechnet. Ein Einkaräter wiegt bei genauem Gewicht also 0,2g – aber ist soviel mehr wert! Die restlichen Eigenschaften des Steines machen dann einen überpropotionalen Anteil am Preis aus, wenn es sich um kleinere Steine handelt. Größere Steine ab 0,5 Carat sind umso seltener, so dass der Preis nur aufgrund dieses Gewichts deutlich steigen kann.

Cut:

Der Schliff eines Diamanten ermöglicht erst, die hohe Reflektionsfähigkeit des Minerals Diamant zu zeigen. Da Diamant das härteste bekannte Mineral der Erde ist, wurde er sehr lange gar nicht geschliffen, sondern geschlagen: Er bricht nämlich durchaus! Diese Eigenschaft nennt sich Anisotropie, der Stein lässt sich in manche Richtungen gut, in anderen ggfs. schlecht brechen. Auf diese Weise entstanden nur grobe Zurichtungen, weshalb der Diamant sehr lange kein besonders beliebter Schmuckstein war. Farbige Edelsteine waren deshalb lange viel beliebter und häufiger im Schmuck zu sehen. Die Entdeckung, dass sich Diamant mit Diamant recht gut schleifen lässt, weil sich eben immer wieder eine Stelle findet, die bearbeitet werden kann, führte dann zu verschiedenen Schliffformen, die im Laufe der letzten 3 Jahrhunderte immer ausgefeilter wurden. Seit ca. 1910 gibt es den Brillantschliff, der mit seinen 57 Facetten immer noch als der Standard gilt, der ggfs. den höchsten Wiederverkaufspreis erbringt. Es gibt vielfältige Regeln, nach denen der Schliff von Diamanten bewertet wird. Aufgrund immer besserer Vermessung von Rohdiamanten mit Laser und 3D Techniken, den damit möglichen höheren Ausschöpfungen von Nutzen und Reflektionseigenschaften, veränderte sich auch die Bewertung von Schliffen der vorhandenen Steine.

Color:

Am begehrtesten ist die Farbe, die fast keine mehr ist: Die transparentesten Steine bieten gemeinsam mit dem Schliff die höchste Reflektionsfähigkeit für das eintreffende Licht auf den Stein. Die Reflektion aus dem Diamant fächert das Spektrum dann in alle Regenbogenfarben: Das ist die hervorragendste Eigenschaft des Diamanten. Je reiner und farbloser der Stein, desto höher deshalb der Preis. Während der Entstehung des Steines im Magma der Erde können jedoch verschiedene andere Elemente, häufig Stickstoff, in das Kristallgitter des Diamanten eingelagert werden. Dann erscheinen die Steine gelblich. Diese Abstufungen spiegeln sich in der Beurteilung der Farbe wieder. Die alten und aktuellen Farbskalen für Diamanten:

Farbname nach GIAenglische FarbbezeichnungDeutsche Übersetzungfrüher gültige Farbbezeichnung
Dcolorlesshochfeines Weiss +River
Ecolorlesshochfeines WeissRiver
FcolorlessFeines Weiss +Top Wesselton
Gnear colorlessFeines WeissTop Wesselton
Hnear colorlessWeissWesselton
Inear colorlessLeicht getöntes WeissTop Crystal
Jnear colorlessleicht getöntes WeissCrystal
Kfaint tintGetöntes WeissTop Cape
Lfaint tintGetöntes WeissTop Cape
Mfaint tintGetöntCape
N – Zvery light – light yellowGetönt
Fancy Colors
Tabelle mit den alphabetischen Farbgraden der GIA, die verschiedenen Farbbereiche in englisch und deutsch und früher gültige Farbgrade

Als „Farbe“ wird die fast vollständige Transparenz, hingehend zu weiss und dann zum Gelbton bezeichnet. Die untersten Farbgrade bei N-Z sind auch für Laien gelblich, zumindest gut im Vergleich mit einem höherwertigen Diamanten sichtbar. Im oberen Bereich spielt oft bei der Beurteilung die Lichtverhältnisse, die Kenntnisse des Betrachters und die Tatsache, wie man den Diamanten betrachten kann, eine große Rolle bei der Findung des richtigen Farbgrades. Die hohen Preisaufschläge für Steine in den obersten Farbgraden müssen beim Kauf daher gut abgewogen werden. Denn in der Regel ist ein Stein, der in einem Ring oder Ohrringen gefasst ist, kaum noch auf den möglicherweise hohen Farbgrad zu untersuchen, geschweige denn für einen Betrachter ohne Fachkenntnisse zu unterscheiden.

Fluoreszenz

Eine Besonderheit, die in vielen Zertifikaten angegeben ist, aber nicht zu den berühmten 4 C gezählt wird. Diamanten können natürlicherweise eine Farberscheinung besitzen, die sich Fluoreszenz nennt. Damit ist eine Naturerscheinung gemeint, die sich bei Anregung mit ultraviolettem Licht in einem bläulichen Rückschein bemerkbar macht. Da ultraviolettes Licht im natürlichen Lichtspektrum vorkommt, kann die Farbwahrnehmung eines Diamanten davon beeinflusst sein und bei der Graduierung hat sich deshalb durchgesetzt, diese Eigenschaft in Gutachten zu vermerken. Der Farbeffekt sieht tatsächlich wie in der Disko aus, wenn ein weisses Kleidungsstück mit Schwarzlicht beleuchtet wird. Er wird bei der Untersuchung eines Diamanten auch mit einer entsprechenden Ultraviolett- oder Schwarzlicht-Quelle hervorgerufen. Da er völlig natürlich entstanden ist und kaum Einzelquellen für ultraviolettes Licht üblich waren, hat man ihm früher kaum Bedeutung beigemessen. Heutzutage werden die Steine immer stärker eingeordnet und deshalb wird unterschieden, ob es sich um eine starke, schwache oder gar keine Fluoreszenz handelt. Darüberhinaus für den Preis bedeutend ist auch der allgemeine Farbgrad sowie die milchige oder klare Anwesenheit von Fluoreszenz. Da die klare, blaue Fluoreszenz einen Farbgrad im gelblich-getönten Bereich verbessern kann, eine milchige Fluoreszenz jedoch auch bessere Farbgrade schlechter wirken lässt, ist dieser Aspekt eines Steines preisrelevant.

Noch mehr Fakten zu Diamanten:

Weniger als 0,1% aller natürlichen Diamanten sind blau oder rot. Solche Diamanten, die nicht gelb oder braun sind, sondern eine starke Farbsättigung in blau, rot oder grün haben, erzielen teilweise extrem hohe Preise und sind ein seltenes Sammelgut. Auch Diamanthändler lassen sich in den Bann dieser Raritäten ziehen und sammeln solche in allen verfügbaren Größen. Die abweichenden Farben werden fancy colors genannt und rote/rosa Diamanten sind die seltensten. Ein Phänomen: Ein blauer Diamant ist elektrisch leitend, denn die Farbe entsteht durch das Element Bor, das ein überzähliges Elektron im Diamant-Kristallgitter hinzufügt, weshalb dieses elektrisch wandern kann. Blaue und rote Diamanten gehören zu den seltensten und wertvollsten, die gehandelt werden. Viele dieser Steine verschwinden jedoch in den Tresoren von Sammlern und sind deshalb nicht zu sehen, außer bei den Auktionen, wenn sie hin und wieder weiter verkauft werden.

Der teuerste verkaufte Diamant bisher war der Pink Star mit 59,6 Ct und mit der namengebenden Farbe, im Diamant-Englisch: fancy vivid pink. Sotheby’s hat ihm zunächst im Jahr 2013 für 83 Millionen USD verkauft. Er stammt aus einem pinken Rohdiamanten mit dem Gesamtgewicht von 132,5ct und wurde 1999 entdeckt. Im Jahr 2003 wurde er der Öffentlichkeit als erstes als ein Kettenanhänger präsentiert. Weil der Käufer die ursprünglichen knapp 83 Mio US-Dollar letztlich doch nicht aufbringen konnte, hat Sotheby’s ihn im Jahr 2017 erneut angeboten und dann 71,2 Mio US-Dollar erzielt, für den nunmehr in einen Ring eingesetzten Stein. Der Pink Star ist im Oval geschliffen, ohne innere Einschlüssse (internally flawless) und vom Typ IIa, als natürlicher Diamant von GIA und von Gübelin klassifiziert. Trotz dieses Hin und Hers beim Verkauf bleibt es der bisher teuerste verkaufte Diamant weltweit. Das liegt jedoch auch daran, dass andere, ebenfalls sehr bedeutende Steine nie in den Handel gekommen sind. Namentlich der tiefblaue HOPE-Diamant mit 45,52ct, heute auf ca. 200 Mio USD geschätzt. Er soll verflucht sein und hat mehrfach seine immer illustren Besitzer gewechselt, letzter Besitzer ist eben der Bankier Hope, der in 1830 den Stein erwarb und ihm als Leihgabe im Smithonian Museum ausgestellen ließ. Der größte jemals gefundene Rohdiamant, der Cullinan aus Süd-Afrika, ist in viele kleinere Steine zerteilt worden, die wiederum fein geschliffen in den englischen Kronjuwelen Verwendung finden. Davon ist der Cullinan I der grösste und trägt den Beinamen Stern von Afrika, er wird auf einen Wert von bis zu 350 Millionen Euro geschätzt und wiegt 530,4 ct. Ein weiteres Beispiel eines nicht bewertbaren Diamanten ist der Koh-I-Noor (übersetzt soviel wie Berg des Lichts). Er wurde bereits ca. 1300 in den sagenumwobenen Goldaka-Minen in Indien gefunden und angeblich durch das Missgeschick eines Schleifers von ursprünglich 600-700 ct auf das Gewicht von 186 ct. gebracht. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte er häufig durch Krieg oder List den Besitzer, bis er 1851 ebenfalls an das englische Königshaus gelangte. Dort umgeschliffen auf ca. 105,6 ct ist er nun Bestandteil einer britischen Krone. Aufbewahrt wird er wohl im Tower of London.

  • Die Sitte, einen hochkarätigen Diamantring zur Verlobung zu schenken, ist übrigens als erstes aus dem Jahr 1477 überliefert, als ein Habsburger Erzherzog seiner künftigen Ehefrau, Maria von Burgund, einen Goldring schenkte, der keinen Solitär zierte, sondern ihr Initial, das M, in kleinen Diamanten.
  • Auch vielleicht ein interessanter Fakt: Den allergrössten Diamanten bisher fand man nicht auf der Erde, sondern im Weltall. In 2004 wurde ein weisser Zwerg gefunden, der aus kristallisiertem Kohlenstoff besteht. Er ist 50 Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 4.000 km. In Anlehnung an das Lied der Beatles „Lucy in the Sky with Diamonds“ wurde er „Lucy“ getauft.
  • Kristalliner Kohlenstoff, Sie erinnern sich, ist das Material, das den Diamant als Mineral ausmacht. Kohlenstoff hat aber noch mehrere weitere Erscheinungsformen, namentlich das CO2, das uns heute so viele Sorgen macht. Ein Diamant würde sich bei ca. 800°C langsam in ebensolches CO2 zersetzen. Auch Graphit (Grafit), das vielfältig in der Industrie und auch in unseren Bleistiften zum Einsatz kommt, besteht zu 100% aus Kohlenstoff.

Diamant Synthese – künstlicher Diamant – Labordiamant

Die Entstehung des Diamanten in unserer Erdkruste lässt sich seit einigen Jahrzehnten industriell nachahmen: In sogenannten HTHP-Verfahren wird durch hohe Temperaturen und Druck in Reaktoren über einen kristallinen Keim und die Hinzugabe einer Kohlenstoff-Quelle wie Methan der Labordiamant gezüchtet. Solche Synthesen sind in allen chemischen Eigenschaften dem natürlich gefundenen Diamanten gleich. Sollte man trotzdem noch natürliche Diamanten kaufen? Sind die labortechnisch gewonnenen Synthesen nicht umweltfreundlicher?

Nach Untersuchungen ist es keineswegs erwiesen, dass sie CO2-neutraler oder ethischer und fairer produziert werden können. Zunächst wurden diese Labor-Reaktoren für die Herstellung von Industrie-Diamanten verwendet. Nachdem in den letzten Wirtschaftskrisen die Abnahme zurück ging, hat man diese Reaktoren entsprechend umgerüstet. So werden eine hohe Anzahl an Industrie-Diamanten in Schmuckqualität hergestellt, die später kaum einen Wiederverkaufswert haben, da unendlich Nachschub zu immer geringeren Kosten zur Verfügung steht. Auch die Herstellung der Maschinen ist in den CO2-Anteil für die einzelnen Diamanten zu berücksichtigen, ebenso wie man die Abbau-Maschinen in den Minen einrechnet. Damit sind Labor-Diamanten zwar gleichwertig in den Materialeigenschaften, aber weder bei der CO2-Neutralität noch bei den fairen Arbeitsbedingungen liegen sie unangefochten vorn. Aber die Gewinnspannen sind trotz der ständigen Verfügbarkeit sehr hoch, vor allem beim Schmuck-Einzelhandel und im Beerdigungsgeschäft. Die Gewinnung der natürlichen Steine hingegen ist inzwischen streng geregelt und liefert den Mitarbeitern der Betriebe ebenso wie den Staaten, in denen der Abbau möglich ist, hohe Einnahmen, die anders kaum möglich wären. In Sinne dieser Menschen ist es gerade nicht ethisch einwandfrei, statt mit dem Kauf eines natürlichen Diamanten, der eine ganze Versorgungskette unterstützt, einen einzelnen Labor-Besitzer reicher zu machen, um einen vermeintlich günstigeren Labor-Diamanten an den Finger zu stecken. Denken Sie mal drüber nach!